Titelbild© facts and fiction | NÜSSLI Adunic | LAVA Der Deutsche Pavillon CAMPUS GERMANY: Frontansicht
Campus Germany- Eine Lektion zum Thema Nachhaltigkeit
Wir stehen vor dem deutschen Pavillon. Campus Germany? Der Titel macht neugierig, trotz des- im Vergleich zu den verspielten österreichischen Pavillon-Kuppeln oder der üppigen Begrünung des Singapur Pavillons- etwas geradlinigen Äußeren.
Annika erklärt sich freundlicherweise bereit, uns in die Welt des Campus einzuführen. Die „Einstiegsvorlesung“, eine wunderbar poetische Mischung aus virtueller Collage und Märchenbuch, präsentiert einen kurzen Abriss der Menschheitsgeschichte und deren Einfluss auf die Umwelt bis in die heutige Gegenwart. Es folgt ein fließender Übergang zu den zentralen Themen der Ausstellung: Erneuerbare Energien, zukünftige Städteplanung und Biodiversität.
Der erste Raum: ganz in schwarz-rot-golden gehalten und zur Freude von Kindern (und Erwachsenen…) gefüllt mit gelb-goldenen Bällen, die zum Eintauchen geradezu einladen. In jedem Ball, hergestellt aus recyceltem Plastik, verbirgt sich eine Information zum Thema Nachhaltigkeit in Deutschland. Annika erklärt uns, dass die Bälle nach der Expo 2020 an diverse Kindergärten und Kinderhorte verteilt werden.
Danach folgt das eigentliche „Curriculum“ des Campus Germany: Verschiedene Firmen und Startups präsentieren spannende und innovative Ideen „Made in Germany“ in den 3 Bereichen Energy Lab, Future City Lab und Biodiversity Lab und laden ein zum gemeinsamen Spielen und Ausprobieren.
Zum Beispiel Energiegewinnung durch Ausnützen der natürlichen Wellenbewegung des Meers. Solarfolien, die sich an jede Oberfläche anpassen lassen. Smarte Städteplanung mit neuen Formen zu Urban Farming, horizontale Lifte zur optimalen Ausnützung von Gebäuden. Bakterien, die Mikroplastik aus fossilen Rohstoffen aufnehmen und in wiederverwertbares Bioplastik umwandeln. Erhalt der Biodiversität durch gezielte Unkrautvernichtung mittels Laserstrahlen anstelle von Pestiziden, aber auch ein Appell und die Motivation an jeden von uns, unseren kleinen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
Nicht nur inhaltlich, sondern auch bei der Architektur und beim Mobiliar wurde der Fokus ganz auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. Die einzelnen Gebäudeteile wurden mit möglichst wenig grauer Energie hergestellt und erlauben ein einfaches Demontieren und/oder Recyclen. Ein spezielles Computerprogramm kann aus den verbliebenen Einzelteilen verschiedene Gebäude neu konzipieren. Für uns speziell eindrücklich auch die Fabrikation von Sitzkissen aus CO2 und Glas, welches sich durch Ausrichten von Kristallen dimmen lässt.
Am Schluss des universitären Zyklus sitzen wir alle in der „Graduation Hall“ auf Schaukeln, angeordnet im Kreis wie im Auditorium. An der Wand blitzen unsere Namen auf: Pawel, Shamsa, Miriam, Youssef, Bared, Claire…. Als wir alle beginnen zu schaukeln, tanzen Lichterbälle im Zentrum um eine Weltkugel und wir realisieren, dass man gemeinsam viel erreichen kann und uns am Ende mehr verbindet als wir ahnen.
Wir verlassen den Campus um einiges Wissen reicher, inspiriert auch durch die ehrliche Begeisterung unserer aufmerksamen Gastgeberin Annika für die präsentierten Projekte und motiviert, unseren bescheidenen Beitrag in dieser Welt zu leisten.
Der Campus Germany versteht sich als gebauter Aufruf zur Nachhaltigkeit. Das ist sowohl intellektuell wie auch emotional vollumfänglich gelungen. Bravo!